Donnerstag, 22. Juni 2017

Die pädagogische Verwirrnis



















Kinder sind auf die Liebe ihrer Eltern angewiesen und öffnen sich vertrauensvoll für deren Werte und Normen. Diese lehren sie in pädagogischer Tradition, dass sie noch nicht vollwertige Menschen sind, dass sie besser werden müssen, dass sie erzogen werden müssen, und dass diese Sicht vom Menschen die richtige sei.

Da die Kinder aber tief in sich darum wissen, dass sie so, wie sie sind, ganz und gar o.k. sind, dass sie eben nicht besser gemacht und erzogen werden müssen, dass sie bereits jetzt schon vollwertige Menschen sind, und da diese innere Gewissheit in scharfem Gegensatz zur Überzeugung ihrer Eltern steht, verwirrt sie diese Widersprüchlichkeit. Und sie werden voll von innerer Abwehr gegen die Menschen, deren Liebe sie doch brauchen.

Die Kinder gehen hiervon nun nicht zugrunde: Ihre mitgebrachte Selbstverantwortung zeigt ihnen wie immer den Weg zum Überleben. Sie übernehmen nach und nach die Sicht ihrer Eltern vom Kind und lernen zu glauben, dass nicht sie selbst sondern andere für ihr Glück und Leid verantwortlich seien. Sie passen sich an die pädagogische Umgebung an und weisen es – aus Verantwortung für sich selbst – mehr und mehr zurück, für sich selbst verantwortlich zu sein, bis sie schließlich selbst glauben, dass sie nicht für sich selbst die Verantwortung tragen können.

In der Amication finden diese Verstrickungen nicht statt. Die Erwachsenen fühlen sich auf einer psychologisch gleichwertigen Basis wie die Kinder: Jeder ist von Anfang an zu 100 Prozent selbstverantwortlich.