Sonntag, 18. Juni 2017

Die üblichen Verdächtigen I


 




                  

             










»Wasch die Hände!« - »Putz die Zähne!« - »Hör mit dem Rauchen auf!«

Dreimal das übliche Klein-Klein mit den üblichen Verdächtigen. Es nervt, 
und es kostet Kraft und  Würde. Ja, sicher, Kraft und Würde, und zwar auf 
beiden Seiten. Bei den Großen: Wie komme ich mir denn vor, zum tau-
sendsten Mal da hinterher zu sein? Bei den Kindern: Wie komme ich mir 
denn vor, das zum tausendsten Mal anhören zu müssen? Gibt es eine
 Zauberlösung für so etwas? Gibt es nicht.

Aber es gibt die Möglichkeit des Nachdenkens. In einer ruhigen Minute. 
Jetzt. Und wenn man ins Nachdenken kommt, kann man das ganze 
Theater auch mal von der anderen Seite her betrachten. Für uns Er-
wachsene: von der Kinderseite. Doch da wir keine Kinder mehr sind,
 ist das nicht so einfach. Spielen wir also ein bisschen: Mit der Kraft
 unserer erwachsenen Gedanken rein in die Phantasiewelt der Kin-
der! Und dann könnte man ein wenig gelassener sein beim Klein-
Klein mit den üblichen Verdächtigen. Wir lassen uns ja immer wieder 
einwickeln, von den Stimmen der Großen in uns, den Großen, die uns 
damals zum Händewaschen, Zähneputzen, Nichtrauchen verhexten, 
recht wie sie ja hatten - aber der Preis! Es ging immer um die Würde, 
und da hilft ein bisschen Gegenzauber, um heute liebevoll mit der 
Würde unserer Kinder umzugehen. 



»Wasch die Hände!«

»Papa, seit wann gibt es Menschen?« 
»Wir waschen erst die Hände, klar?« 
»Papa, bitte!« 
»Die Ursprünge seit 7 Millionen Jahren,
den Homo sapiens seit rund 200.000 
Jahren. Und jetzt nimm die Seife!«
 »Seit wann gibt es Seife?«
 »Schon im alten China vor dreitausend 
Jahren. Aber so richtig zum Einsatz erst 
seit etwa 100 Jahren.« 
»Seit wann gibt es so viele Erkältungen 
und schwache Immunsysteme?«
 »Seit etwa 100 Jahren.« 
»Und?« 
»Und was? Mach den Hahn auf!«
 »Siehst Du da keinen Zusammenhang,
Papa?« 
»Wieso?« 
»Also: meinst Du, die Menschen hätten
 so lange überlebt und sich entwickelt, 
wenn Seife wichtig gewesen wäre?« 
»Was willst Du damit sagen?« 
»Da gibt es doch einen Zusammenhang
von Immunschwäche und Seife!« 
»Waas?«
»Schau mal Papa: die Menschen haben 
Hunderttausende und Millionen Jahre ihre 
Nahrung mit ungewaschenen Händen 
gegessen, mit Dreck unter den Finger-
nägeln. Sie haben damit auch die Krank-
heitskeime ihrer Umwelt aufgenommen. 
Und das war auch gut so. Denn das hat 
ihr Immunsystem gestärkt, und es gab 
keine Erkältungen. Sondern Überleben. 
Dreckige Hände sind wichtig fürs Gesund-
sein. Dreckige Hände sind ein Symbol für
 Vitalität und zielführende gesunderhal-
tende Hygiene. Willst Du wirklich, dass 
ich mir die Hände wasche? Willst Du mich 
krank machen? Willst Du nicht! Also, ich
geh jetzt spielen.«

Fortsetzung folgt.