Montag, 5. Juni 2017

Du nicht - Du schon



















Viele kommen in Berührung mit amicativen Aussagen, sind
davon begeistert und wollen so leben. Aber sie erfahren dann
das Auseinanderklaffen von den Vorstellungen und Mög-
lichkeiten einerseits und dem, was sie praktisch tun anderer-
seits. Mit der Zeit schleicht sich eine gewisse Enttäuschung
darüber ein, dass es nicht so gut klappt mit der Amication.
Die Idee ist ja o.k. - aber Umsetzung und Praxis gelingen
nicht. Was steht zwischen der Idee und der Praxis, was
hemmt die Umsetzung?

Meistens wird einfach übersehen, dass das Hinüberwechseln
in die amicative Lebensweise nicht einfach automatisch ab-
läuft. Wobei das Vertrackte darin besteht, diese "Arbeit" nicht
pädagogisch zu betreiben. Also nicht ein Selbst-Umerziehungs-
Programm zu machen. Aber was lässt sich tun? Ein weites Feld!

Ein Aspekt ist unser Umgang, sind die Menschen, mit denen
wir zu tun haben, zu tun haben wollen. Hier lässt sich nach-
denken und einmal bewusst auf den Umgang achten. Wir
können gewichten und entscheiden, dass wir den Kontakt
zu bestimmten Leuten einschränkten oder beenden. Wenn
sie mit ihrer Ausstrahlung das vermitteln, was wir nicht
mehr wollen. Zum Beispiel immer wieder moralisieren.

Das Wegbleiben ist sicher oft ungewöhnlich bis unhöflich.
Aber es hilft: "Also, mit diesen Leuten will ich nichts mehr
zu tun haben. Ich bin froh, dass ich das sagen kann und dazu
stehe. Was hat mich dieser Kontakt für Kraft gekostet."

Wenn man sich so abschottet von störenden Einflüssen,
kann es von den Ausgeschlossenen heftige Vorwürfe geben.
Das auszuhalten ist anstrengend. Aber sonst gibt es bei den
mühsamen Gehversuchen in einer neuen Welt oft einfach
zu viel Irritation. Wenrı man sicherer geworden ist, stören
diese Leute dann weniger, und man kann versuchen, den
Kontakt wiederherzustellen.

Solche Ausgrenzungen werden ergänzt durch den Kontakt
zu Menschen, die auch so unterwegs sind wie wir, denen
die Amication etwas sagt. Mit ihnen kann man von derselben
Basis aus über alles reden, fühlt sich nicht angegriffen und
muss sich nicht verteidigen. Man sieht auch, dass jeder seinen
eigenen Weg zur Amication geht, vergleicht sich, macht sich
gegenseitig Mut und lernt voneinander.