Montag, 30. Oktober 2017

HandyNaturDroge








Heute waren wir zum Geocachen unterwegs (Geocachen:
Verstecke in der Natur nach Vorgaben aus dem Internet
suchen, googelt es mal). Diese Mischung von virtueller
und realer Welt hat was. Eigentlich bin ich ja nur in der
Natur unterwegs, ohne Handy und Co. Immer schon, und
das ist mein Elixier. Aber die Kinder leben eben auch
sehr intensiv in der virtuellen Welt, und wieviel Stunden
sie tatsächlich mit ihrem Handy/Smartfon/Tablet verbringen,
will ich gar nicht so genau wissen.

Doch beim Geocachen entsteht eine gute Harmonie dieser
beiden Welten. Die Aufgaben werden im Internet ausgesucht
und dann mit den Möglichkeiten des Handys draußen gefun-
den. Draußen! Die Kinder werden also von ihrem virtuellen
Spielzeug nach draußen gelockt und sind dann 1, 2 oder
auch 3 Stunden mit mir in der Natur. Naturdoping pur.

"Na gut", sagt die Natur, "dann bringt Euer Handy halt mit".
Da gibt es keine Eifersüchtelei und keinen Streit. Und die
Sorge, dass sie nur mit dem Kopf über dem Apparat hängen,
und nichts mehr vom Rausch der Sinne, der Sinfonie der
Natur mitbekommen, ist unbegründet. Klar, sie sehen immer
wieder auf dem Handy nach, ob der Kurs stimmt. Und lösen
so auch immer wieder mal Aufgaben, um zum Ziel zu kom-
men. Aber die Dynamik des Draußen fängt sie machtvoll ein,
und sie lassen sich einfangen und strecken und recken sich
im Wind, der Sonne, den vielen Düften, Klängen, Farben.

Das alles geht aber nur gut, wenn man seinen Frieden mit
diesem elektronischen Teufelszeug gemacht hat, dieser
unheimlichen Faszination, die sich der Seele der Kinder
bemächtigt. Oder sind die Kinder etwa diejenigen, die sou-
verän sich der elektronischen Droge bedienen? Warum
sollte es nicht so sein? Ich bin immer wieder erstaunt, wie
gut sie mit diesem neumodischen Spielzeug klarkommen.
Dann kann ich mich zurücklehnen und sie machen lassen.
Und freu mich einfach, wenn sie mit mir draußen sind.